Kontaktabbruch

Kontaktabbruch
in der Familie

Wenn es gemeinsam nicht mehr weiter geht …

Ein schwieriges Thema, das mir in meiner Praxis,  immer wieder begegnet.

Es herrscht Funkstille zwischen Kinder und Eltern. Manchmal ganz plötzlich, manchmal auch nach monatelangen Differenzen für die es keine Lösung gibt.

Es können auch Großeltern, Geschwister und andere Verwandte betroffen sein. 

Die Verlassenen leiden oft enorm und können sich den Verlust nicht erklären.

Kontaktabbrechende quält oft ein schlechtes Gewissen.

Hinter jedem Kontaktabbruch steht aus der Perspektive des Abbrechenden ein Gefühl von Mangel, Unverständnis, nicht gesehen werden oder Respektlosigkeit, verwischte Grenzen  oder fehlende emotionale Stabilität.

Auch ich habe es selbst erlebt bzw. habe gerade einen Kontakt abgebrochen. 

Ich weiß wovon ich spreche.

Viele Fragen und keine Antworten

Viele Fragen entstehen in so einer Situation auf die sich einfach keine Antworten finden:

Familien - Altlasten

In fast allen Fällen, in denen der Kontakt zu einem Familienmitglied abgebrochen wird, kommt dieser Abbruch nicht von heute auf morgen.

In vielen Fällen liegt der Grund in der Vergangenheit oder im Familiensystem:

Auf der Suche nach einem Schuldigen

Immer wieder wird nach einem Schuldigen gesucht.

Ganz klar, keiner will angreifbar sein.

Aber macht die Suche nach einem Schuldigen überhaupt Sinn? Das, was passiert ist, ist nicht mehr zu ändern. Man kann es nur verstehen und verarbeiten.

Claudia Haarmann, die ein lesenswertes Buch zu diesem Thema geschrieben hat meint: 

Die hohe Kunst jeder Beziehung ist es, die Autonomie des anderen zu respektieren, seine Persönlichkeit  zu erkennen und anzunehmen, ohne ihn dabei zu erdrücken.“

Kennen wir denn die Persönlichkeit des Kindes oder der Eltern oder der Geschwister und wie genau?

Alles ist im Fluss

… wie hat sich der Andere im Laufe der Zeit entwickelt?

… gab es bei unseren Gesprächen genug Akzeptanz für den Anderen?

… gibt es da alte Abhängigkeiten, die ich nicht gesehen habe, die jetzt nicht mehr zeitgemäß sind?

…Wie beendet man eine nicht mehr zeitgemäße Mutter/ – Kind Beziehung? 

In der Natur grenzen Löwen und Bären nach dem Erwachsen werden  ihre Söhne bzw. Kinder aus. Sie vertreiben sie regelrecht.

Nur wir Menschen kleben nach der Kindheit/Pupertät regelrecht von beiden Seiten aneinander.  Jeder will weiter die Sicherheit des anderen, aber selber frei sein. So funktioniert das aber nicht.

Autonomie und Persönlichkeiten entwickeln sich weiter ...

… und zwar bei allen Beteiligten!

Wenn Kinder erwachsen werden können wir als Eltern oft erst erkennen, welche Persönlichkeit in ihnen steckt.

Oft sind es neue Lebensumstände, neue Partner, die Karriere oder die Rolle als Eltern, die sie anders formen und eine Kluft entstehen lassen.

Wir erkennen die Kids dann kaum wieder. 

Mit dieser Veränderung muss auch eine Veränderung der Beziehung zu den Eltern stattfinden.

Aber auch die Kinder müssen einsehen, dass die Eltern sie weiter lieben, aber nicht mehr die Hilfsstation in allen Lebenslagen sind, die man anzapfen kann, wie früher als Kind.

Und Eltern dürfen ihre alte Meinung behalten, die sie im Laufe eines langen Leben gebildet haben. Auch wenn die Kinder jetzt anderes denken.

Oft fehlt hier eine neue respektvolle Möglichkeit der Verständigung auf Augenhöhe.

Deswegen ist ein (zeitweiliger) Kontaktabbruch oder eine deutliche Distanz in vielen Fällen ein sinnvoller Weg, sich selbst klar über die eigene Position und die des anderen zu werden,

Nichts ist für ewig ...

Kontaktabbruch verstehe ich als Wink des Schicksals zu erkennen, dass sich etwas verändern darf.

Es ist ein Zeichen dafür, dass die Grenzen verwischt und nicht zeitgemäße Abhängigkeiten bestehen.  Diese können verändert und neu definiert werden.

Erst wenn jeder seine eigenen Grenzen und die der anderen erkennen und respektieren kann, ist ein ausgeglichenes Miteinander möglich. Dann kann die „Großfamilie“ wieder das sein, was es sein sollte: ein Zusammenschluss von Menschen, die sich lieben, respektieren und in Notzeiten füreinander da sind.

Diese Möglichkeit sollten wir nicht verschenken .

Verzeihen

Zum Schluss meines Artikels möchte ich noch ein Plädoyer für das Verzeihen halten:

Verzeihen heißt nicht entschuldigen was war. 

Verzeihen heißt für mich erkennen, dass etwas in einer Beziehung nicht in Ordnung war, aber es jetzt erkannt, verändert und für mich abgeschlossen ist.

Verzeihen setzt voraus, dass ich Antworten auf die oben stehende Fragen gefunden habe und die Persönlichkeit des Anderen akzeptieren und seine Autonomie wahren kann.

Verzeihen ist Frieden schließen mit mir selbst und anderen.

Wie kommen wir zusammen?

Für ein kostenloses Kennenlern- und Informationsgespräch (ca. 15 Minuten) kannst du mich täglich (Montag-Freitag) telefonisch zwischen 8 Uhr und 9 Uhr erreichen. Eine Terminvereinbarung ist hierfür nicht notwendig.

Für alle anderen Termine (Stunden- und Stundenpaket-Buchung) nutze bitte meinem Online-Kalender, der rund um die Uhr erreichbar ist. Du kannst natürlich auch telefonisch Termine mit mir vereinbaren.

Alle Therapie- und Beratungsstunden finden entweder online per Videotelefonie oder in meiner Münchener Praxis statt.

Gebuchte Stunden können bis 24 Stunden vorher kostenlos abgesagt bzw. verschoben werden. Nicht abgesagte Termine oder kurzfristige Absagen werden mit dem halben Stundensatz berechnet.

Hier geht´s zu meinem Online-Kalender ...

Buchempfehlungen

Willst du mehr über dieses Thema lesen, dann empfehle ich dir das Buch von Claudia Haarmann:

Kontaktabbruch in Familien

Konflikte sind in Familien keine Ausnahme, doch der totale Bruch kommt für die meisten überraschend. Mehrheitlich sind es erwachsene Kinder, die sich von den Eltern oder auch von der gesamten Familie lösen. Claudia Haarmann beschreibt die Hintergründe und Dynamiken, die zu den schweren Zerwürfnissen in Familien führen und zeigt Möglichkeiten zur Annäherung auf.:

In diesem Buch geht es um die Zeit vor dem Kontaktabbruch, um die überhörten Signale vor der Funkstille, um den emotionalen Sturm vor der Stille, um den 

Kampf, der zwischen den Beteiligten getobt hat, oder um die stillen Konflikte, die schon lange geschwelt haben. Die hilf- und ratlosen Verlassenen suchen verzweifelt nach einem Auslöser, den es nicht gibt, denn der Bruch ist die Folge eines langen Prozesses, der aus vielen kleinen zerstörerischen Momenten besteht. Manche Worte verletzen so sehr, dass sie einen Sturm entfachen, der nicht mehr zu bändigen ist – außer mit Stille. Tina Soliman erzählt und analysiert einfühlsam die Leidensgeschichten der Abbrecher, denn diese haben leidenschaftlich, kämpferisch, tief verletzt und gar nicht so »kalt«, wie die Verlassenen immer wieder behauptet haben, inständig darum gebeten, ihre Sichtweise des Kontaktabbruchs näher zu beleuchten.


Posted on 28. August 2019 by prenzeline.